Abwehrschlacht, Handballkrimi, ein irrer Verlauf und ein 19-Jähriger ohne Nerven. 300 Zuschauer in der Misburger Sporthalle sahen am Samstag in der 3. Liga Nord beim 23:23 (9:14) zwischen dem HSV Hannover und dem Wilhelmshavener HV eine Begegnung, die ihren Platz in den Anderter Geschichtsbüchern finden dürfte.
“Die Nerven von Ole muss man erstmal haben!”
Ole Klitzke versetzte die Fans mit der letzten Aktion in Ekstase. Längst saß niemand mehr, als die Unparteiischen vier Sekunden vor dem Ende auf Siebenmeter für den HSV entschieden. Ole Klitze schnappte sich den Ball und ließ dem starken WHV-Torhüter Jakub Lefan keine Chance . Dann war Schluss und der junge Linksaußen verschwand in einer Jubeltraube seiner Mitspieler. „Ich bin heilfroh über den Punkt. Die Nerven von Ole muss man erstmal haben“, sagte Trainer Robin John.
Doch der Reihe nach: die Mannschaft knüpfte zunächst nahtlos an die Leistung des Auftaktsieges in Braunschweig an. Sebastian Czok traf in der 13. Minute zum 7:3 und Gästetrainer Christian Köhrmann nahm die Auszeit. Danach kam ein Bruch ins Spiel und nachdem Klitzke (19.) den zweiten Siebenmeter vergab – zuvor war schon Lars Hoffmann gescheitert – ging nichts mehr. Durch drei schnelle Treffer nach erhöhte der Aufstiegsfavorit scheinbar entscheidend auf 17:9 (33.). „Da war es eigentlich gelaufen“, sagte John.
Der 10. Treffer durch Robin Müller leitete die irre Wende ein. Die Abwehr mit dem überragenden Philip Müller in der Mitte kämpfte um jeden Zentimeter Boden und 120 Sekunden später traf Lars Hoffmann zum 13:17. Jetzt war auch die Halle da. Die Anderter Jungs machten Stimmung, doch die Mannschaft strapazierte die Nerven der Fans.
Rote Karte und eine ganz starke Moral
In der 41. Minute der nächste Akt des Dramas. Wilhelmshavens Matej Kozul traf HSV-Keeper Jonas Lange beim Siebenmeter im Gesicht und sah folgerichtig Rot. David Sauß nutzte die Überzahl zum 16:17 (44.), doch erst in der 51. Minute bot sich den leidenschaftlich kämpfenden Gastgebern die Chance zum Ausgleich. Die wurde bei 19:20 ebenso wie bei 20:21 (54.) vergeben. Als Wilhelmshaven durch einen abgefälschten Wurf auf 23:20 (56.) erhöhte und obendrein in Ballbesitz kamen, schien endgültig die Entscheidung gefallen. Auch diesen Rückschlag steckte der HSV weg und es folgte der ultimative und logische Schlusspunkt des Spiels. Nach einem Durchbruch von Philip Müller gab es Strafwurf. „Ich hatte ein bisschen Angst, aber ich dachte: einfach reinmachen“, beschrieb Klitzke seine Gefühle vor dem entscheidenden Wurf der Partie. Kommentar von Wilhelmshavens verletztem Torjäger René Drechsler, der 2007/08 in der Anderter A-Jugend spielte: „Wir haben uns doof angestellt und es leichtfertig verschenkt. Aber die Anderter Jungs haben geil gefightet und sich den Punkt verdient.“
Kommenden Samstag geht es für den HSV Hannover um 19.30 Uhr gegen die HSG Nienburg zum nächsten kleinen Regionsderby, dort soll der bisher erfolgreiche Saisonsstart fortgesetzt werden.
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